Stell dir vor, du möchte in deinem Leben eine tiefgreifende Veränderung vornehmen. Vielleicht willst du dich gesünder ernähren, einen neuen Job wagen oder endlich mutiger auftreten.
Doch etwas in dir zieht die Bremse – wieder und wieder.
In diesem Artikel zeige ich dir, warum dein Selbstbild dabei eine entscheidende Rolle spielt. Und wie du mit Hilfe der bewussten Selbstrealisation deine innere Bremse lösen und dein
angestrebtes Ziel herbeiführen kannst.
Was ist das Selbstbild?
Das Selbstbild ist deine persönliche Vorstellung davon, wer du bist. Du erkennst es an inneren Aussagen wie „Ich bin …“. Es entsteht durch wiederholte Erfahrungen – vor allem in deiner Kindheit.
Wenn dir zum Beispiel oft gesagt wurde, dass du viel Krach machst, entwickelst du möglicherweise die Überzeugung: Ich bin laut.
Im Alltag zeigt sich das dann etwa so: Du entschuldigst dich dafür, dass du „immer so polterig“ rüberkommst – und sagst vielleicht sogar, dass du schon immer so gewesen seist.
Das Selbstbild fühlt sich vertraut an und ist eng mit deinem Ich-Gefühl verbunden. Deshalb kann es dich überraschen, wenn andere dich plötzlich als ruhig oder zurückhaltend erleben. Das kann sogar eine spürbare Irritation auslösen – denn so hast du dich vielleicht noch nie gesehen. Du fragst dich womöglich: Nimmt mein Gegenüber mich überhaupt richtig wahr?
Warum kann dein Selbstbild eine Umsetzungsblockade auslösen?
Stell dir vor, du möchtest eine größere Veränderung in deinem Leben umsetzen.
Zum Beispiel möchtest du dich gesünder ernähren, weil du ein paar Kilo zu viel wiegst. Du informierst dich, legst los – und anfangs klappt alles ganz gut. Doch sobald es zur neuen Gewohnheit werden soll, sobald du beginnst, dir diese neue Lebensweise wirklich zu eigen zu machen, treten Rückschläge auf.
Du greifst wieder zur Chipstüte, zur Schokolade oder isst einfach zu viel.
Du ärgerst dich über deine vermeintlich fehlende Disziplin – und reagierst mit noch mehr Anstrengung: Jetzt willst du zusätzlich ins Fitnessstudio gehen. Doch dort fühlst du dich unter den Schlanken unwohl. Du schämst dich, weil du nicht so viele Wiederholungen schaffst wie die anderen. Und so lässt auch dieser Vorsatz bald wieder nach.
Frustriert schiebst du deine Sporttasche in den hintersten Winkel des Schranks – bloß nicht sehen, bloß kein schlechtes Gewissen bekommen.
Ein weiteres Beispiel:
Du möchtest dich beruflich verändern. Endlich in einer Firma arbeiten, die deine Erfahrung, Ideen und Vorstellungen wertschätzt.
Also bewirbst du dich. Doch entweder gehst du am Ende nicht zum Gespräch – oder du bekommst die Stelle nicht. Weil du Unsicherheit ausgestrahlt hast.
Oder du bekommst sie, aber erlebst wieder, wie deine Vorschläge abgewunken werden.
Was hat das nun alles mit dem Selbstbild zu tun?
Im ersten Beispiel ist im Hintergrund möglicherweise die tiefe Annahme wirksam:
- „Ich bin dick.“
Diese Überzeugung stammt nicht aus der Gegenwart, sondern aus der Kindheit. Vielleicht hast du schon damals oft zwischendurch gegessen, warst beim Sport nicht besonders gut, wurdest bei Mannschaftsspielen nicht gewählt, sondern bist übrig geblieben und musstest wohl oder übel genommen werden. Mit der Zeit hat sich das in dein Selbstbild eingeschrieben.
Im zweiten Beispiel zeigt sich eine andere Selbstannahme:
- „Ich bin nicht gut genug.“
Vielleicht hattest du schon in der Schule das Gefühl, nicht zu genügen. Selbst wenn du eine Zwei mit nach Hause gebracht hast, kam die Frage: „Warum war das keine Eins?“ Oder immer, wenn du heute konkret nach deinen Stärken gefragt wirst, rutscht dir das Herz in die Hose – wie damals, als du an die Tafel musstest.
Und im Berufsalltag?
Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass man dein Wissen als Kind nicht ernst nahm: „Was willst du denn schon wissen?“ Daraus könnte sich eine
Selbstüberzeugung entwickelt haben wie:
- „Ich bin unwichtig.“
Diese tief verinnerlichten „Ich bin...“-Sätze wirken im Unterbewusstsein weiter. Sie sind Teil des Selbstbildes – und genau das steht jeder ernsthaften Veränderung im Weg.
Denn eine Veränderung, die nicht zum Selbstbild passt, würde dieses infrage stellen. Doch das Selbstbild fühlt sich vertraut an - es vermittelt Sicherheit, auch wenn es dich begrenzt. Unbewusst verteifigst du also nicht nur dein Bild von dir, sondern versuchst, dein vertrautes "Ich bin"-Gefühl zu schützen.
Genau dieser Umstand löst Umsetzungsblockaden aus. (Die drei häufigsten Blockaden kannst du hier nachlesen.)
Wie du dein Selbstbild als Umsetzungsblockade aushebeln kannst
Damit du nicht länger wegen deines Selbstbildes durch's Feuer gehen musst, habe ich hier nun folgende Überwindungsstrategie für dich.
- Mache dir dein Selbstbild gewahr. Dazu schaust du dir an, was du alles über dich denkst. Entweder konzentrierst du dich nur auf den Bereich, wo du eine konkrete Veränderung vornehmen willst, oder schaust dir die Lebensbereiche Gesundheit, Finanzen, Karriere, Beziehungen, persönliches Wachstum und Freizeit an.
- Schreibe dir nun zu jedem Punkt auf, wie sich dieses "Ich bin..." anfühlt. Zum Beispiel steht die "1" für "ich fühle mich damit überhaupt nicht gut" und eine "5" symbolisiert "ich bin vollkommen glücklich damit"
- Nun entscheide, welches "Ich bin" dir so dringlich erscheint, dass du es als erstes angehen möchtest.
- Du hast nun den Fokus auf ein "Ich bin" und der dazugehörigen Emotion gesetzt. Nun ist wichtig, zu erkennen, dass diese Überzeugung das Ergebnis deiner kindlichen Prägungen sind. Du hast es dir nicht nur zu deinem Selbstbild gemacht, sondern auch für dein weiteres Leben bis zum heutigen Tage zum Bewertungsmaßstab gemacht. Du hast dir damit das "Ich bin" immer wieder bestätigt und damit zugleich dein Ich-Gefühl bestärkt. Alles, was du geschafft hast oder was dir passiert ist, was nicht zu diesem Selbstbild passt, hast du damit unbewusst aussortiert. Das heißt, du hast bisher deinen Fokus auf die Selbstbild-Bestätigung gesetzt. Die nicht dazu passenden Erfahrungen sind zwar in deinem Kopf gespeichert, nur im Augenblick kommst du da nicht ran. Dennoch sind sie da, was dir vielleicht jetzt schon einen Hauch von "Da kann ich mich vielleicht doch ändern." auftauchen kann.
- Nun erinnere dich, wann dir dein Selbstbild immer bestätigt wurde. Nur um noch einmal sicher zu gehen, dass es wirklich bisher dein Selbstbild war.
- Jetzt kommt die Beobachtung im Alltag. Dazu musst du lernen dein Denken, Fühlen und Handeln wie aus der Perspektive eines Kinobesuchers zu betrachten. Das gelingt dir am besten mit der Achtsamkeitspraxis. Denn hier lernst du dich als Beobachter kennen. Du musst hier noch nichts weiter tun - nur registrieren, wann dein Selbstbild eingreift.
- Dadurch, dass du "es" beobachtest, gewinnst du Abstand zu dem Selbstbild. Es ist als würdest du, wie beim Lesen eines Buches, die Geschichte eines jemanden erleben. Doch du gewinnst den Eindruck, dass es nicht mehr deine Geschichte ist. Es erinnert dich nur an dich.
- Diesen wohltuenden Abstand kannst du erweitern, in dem du wie zu einer Freundin, schaust, was sie stattdessen für Handlungsmöglichkeiten in diesen Situationen hat. Denn dein Sehen ist aus der Beobachterrolle heraus nicht von emotionalen Bewertungen verzerrt.
- Nun ist die Zeit gekommen, eine Entscheidung zu fällen. wie möchtest du reagieren. Aufgrund der Gedanken, die dir Emotionen erzeugten oder aufgrund Punkt 8 reflektiert? Möchtest du also dein Selbstbild aufrecht erhalten oder auf die Situation und in Bezug auf dein Ziel verantworts-bewusst handeln? Quasi die Antwort auf die Situation sein?
- Dann wirst du dir ein Leben ermöglichen, was nicht mehr vom Selbstbild geprägt ist. Dadurch setzt du um, was zu tun ist, wenn du dich für etwas entschieden hast und du deine Außenwelt und dich immer im Blick hast. Man nennt es auch den Overview.
Es klingt vielleicht zu abstrakt, oder zu schwierig. Das kann ich verstehen. Es braucht Übung und Einsichten in dich selbst. Und womöglich ist es das erste Mal, dass du dich so eingehend kennenlernen kannst. Gern stehe ich dir für diese Erfahrung zur Seite.
Herzlichst Cornelia
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