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Zeitmangel: wie er entsteht und was du dagegen tun kannst

Hast du das Gefühl, dass die Zeit rast?

Als Kind kann man es meistens nicht erwarten, dass die Zeit vergeht, weil man sehnsüchtig auf irgendein Highlight wartet. (Hier fallen mir der eigene Gebutstag oder Weihnachten ein, dir auch?)

 

Wird man nun älter und steht voll im Leben, neigen die meisten Menschen dazu, die Zeit festhalten zu wollen, weil sie so schnell vergeht und dabei zu kurz kommt, was man eigentlich erleben wollte. Doch wie kommt es zu diesem Switch?

 

Darüber werde ich mich in diesem Beitrag äußern. Bereit? :-)

Was ist Zeit?

Mit Zeit wollen wir darstellen, wann etwas passierte oder passieren wird. Sie ist also eine Aneinanderreihung von Ereignissen.

 

Es wird dabei zwischen der chronologischen und psychologischen Zeit unterschieden.

 

Ersteres ist die Zeitangabe, die wir physikalisch in Stunden, Tage, Wochen, Monate oder Jahren etc.  angegeben.

 

Zweiteres hingegen ergibt sich aus unserem Gedankenfluss und ist individuell. Bist du zum Beispiel jemand, die viel in Bildern denkt, werden die Gedanken nur so in dir vorüberfliegen. in Worten zu denken, passiert langsamer. Mit den Jahren können wir auch immer besser einschätzen, wie spät es ist, weil wir unbewusst unseren Gedankenfluss als Maßstab verwenden, da er im "Normalzustand" eine ganz persönliche Geschwindgkeit entwickelt und du natürlich schon oft abgeglichen hast, wie spät es chronologisch betrachtet ist.

 

Was passiert nun, wenn du zum Beispiel aufwachst und da schon anfängst, dir dein Kopf wegen allem möglichen zu zermartern? Wahrscheinlich stimmst du mir zu, dass dadurch in dir der Eindruck ist, dass du schon viel gearbeitet hast und möglicherweise warst du dann erstaunt, dass es doch nur ein zwei Minuten waren, die seit dem Weckerklingeln vergangen sind.

 

Und dann gibt es Momente, in denen dein Gedankenfluss sehr langsam geht, weil du zum Beispiel völlig im Betrachten des Sonnenaufgangs aufgehst, so dass du gar kaum Energie für aktives Denken aufbringst. Da wundern sich die meisten dann,  dass es doch schon so spät ist. ( Kinder sagen dann gern: "Was jetzt schon gehen? Ich habe doch grad so schön gespielt.")

Was ist die Gegenwart für eine Zeit?

Tatsächlich ist die Gegenwart zeitlos, denn immer wenn du 'jetzt' sagen willst, ist JETZT schon vorbei und dann auch wieder nicht, denn es ist grad wieder JETZT. Die Gegenwart beginnt demzufolge nicht und endet somit auch nicht, solange wir nicht den Abgleich mit der Uhr vornehmen oder allgemein nicht Veränderungen zwischen 'davor' und 'danach' ziehen.

Wie fühlt sich Zeitlosigkeit an?

Die Zeitlosigkeit und damit der gegenwärtige Augenblick kann sich im ersten Moment als Leere anfühlen. Dies rührt daher, dass durch das Erreichen wollen von Zielen, Emotionen angestrebt werden. Diese entstehen aufgrund von Gedanken.

 

Kleiner Test gefällig? - Überlege dir ein Ziel, welches du unbedingt erreichen willst, du wirst beim Überlegen das Aufkommen einer Emotion spüren. Diese kann dich ins Handeln bringen, denn du nimmst an, dass die Emotion beim tatsächlichen Erreichen des Ziels noch besser als jetzt sein muss. Oder du gehst unbewusst davon aus, dass sie dann nicht so schnell verfliegen würde, wie jetzt, wo du einfach das Ziel wieder aus deinem Bewusstseinsfokus entfernst, um hier weiter lesen zu können.

 

Nun habe ich dir gesagt, dass die Gegenwart keinen wirklichen Anfang und Ende hat. Doch dies kannst du nur wahrnehmen, wenn du raus aus deinem Kopf und rein ins Fühlen kommst. Das bedeutet, du fährst dein Denken runter. Doch das wiederum ist für die meisten so ungewohnt, denn wann denkt man mal nicht? Und was ungewohnt ist, verbinden wir unbewusst mit der Empfindung von Unsicherheit, die sich als Irritation oder Unwohlsein bemerkbar macht. Das strebt dann keiner an, nicht wahr?!

 

Doch genau dies ist der Zugang zur Zeitlosigkeit und vor allem zu der Erfahrung deiner Lebendigkeit. 

 

Und deswegen möchte ich dir die Vorstellung nehmen, dass da tatsächlich Leere ist.

 

Kennst du die Verfilmung der unendlichen Geschichte? Die kindliche Kaiserin benötigt einen neuen Namen und in der letzten Sekunde kann sich Bastian entschließen ihr diesen zu geben. Die nächste Szene zeigt dann die Kaiserin mit einem korngroßen Lichtstrahl in der Hand. Und sie meint zu Bastian, dass es am Anfang immer dunkel ist.

Zeitlosigkeit mehr als ein Gefühl von Leere - Cornelia Höppner
"Am Anfang ist es immer dunkel." sagt die kindliche Kaiserin. Aus der unendlichen Geschichte von Michael Ende; zu sehen auf der Rückseite eines Verkaufsstandes in Lugano

Ein anderes Beispiel möchte ich dir nennen. Du löschst abends das Licht und alles ist stockdunkel, doch dann nimmt die Dunkelheit Konturen an und du kannst das Meiste im Zimmer doch wieder sehen. Und zusätzlich kommen die Wahrnehmung durch deine anderen Sinneskanäle hinzu und gleichen somit aus, was doch nicht zu sehen ist.

 

Und so wirst du die Zeitlosigkeit erleben. Zuerst ist da gefühlt nichts, und dann tut sich dir ein Universum auf. Nur nicht im Verstand sondern im Wahrnehmen von allem was ist. Und das, je nach Übung, ohne Unterscheidung zwischen einem äußeren und inneren Erleben. Man sagt auch dazu, dass man in etwas anderem aufgeht.

Eine Übung für das bewusste Spüren der zeitlosen Gegenwart

Damit die Erfahrung des gegenwärtigen Momentes für dich nicht abstrakt bleibt und nicht unmöglich erscheint, möchte ich dir einerseits Beispiele geben, in denen die meisten Menschen spontan - also unbewusst - Zeitlosigkeit erfahren, die mit wohltuenden Empfindungen als Erinnerung abgespeichert werden. Und andererseits möchte ich dir eine kleine Übung an die Hand geben, die es dir möglich macht, die Zeitlosigkeit bewusst entscheidend und im HIER und  JETZT zu erleben.

 

Beispiele:

  • die Geburt des eigenen Kindes und die vielen Momente, die damit verbracht werden, dieses Wunder zu betrachten und in Liebe aufzugehen
  • einen Sonnenuntergang in der Natur oder völlig überraschend in der Stadt mit Färbung einer Häuserzeile
  • ein Regenbogen nach einem Schauer
  • der erste Schnee :-D
  • ein fullminates Musikstück, dass durch den ganzen Körper geht
  • im Yoga das Ausführen der Bewegungsabläufe ausgerichtet auf den Atemfluss und das gleichzeitige Spüren, wie sich der eigene Körper dabei anfühlt

War etwas für dich dabei? Super, gern kannst du in den Kommentaren oder an mich direkt schreiben, was du für Erlebnisse dieser Zeitlosigkeit hast, so dass die Liste gemeinsam erweitert werden kann.

 

Und nun lade ich dich ein, selbst zu spüren, wie sich die zeitlose Gegenwart anfühlt. (Meine Empfehlung: Erst lesen, dann machen.):

  • Setze dich aufrecht hin und lege deine Hand auf deinen Bauch.
  • Nimm einen tiefen Atemzug und schließe beim Ausatmen die Augen.
  • Nun nimm drei weitere tiefe Atemzüge und lasse dann deine Atmung durch deinen Körper geschehen. Wo spürst du die Luft? Wie fühlt es sich an? Welche Empfindungen in deinem Körper beginnen sich in deinem Bewusstsein bemerkbar zu machen?
  • Kannst du spüren, wie etwas durch die angenehme Atmung von dir abfällt? Dann genieße dies solange es sich für dich richtig anfühlt.
  • Sortiere dich in deinem Tempo, öffne wieder die Augen – und nimm dir einen Moment, um dieses Gefühl von Zeitlosigkeit noch nachwirken zu lassen. Welcome back! :-)

Fallst du diese Übung gern in deinen Alltag aufnehmen möchtest, habe ich eine tolle Atemübung als Audio eingesprochen, die du gern hierüber erhalten kannst.

Was haben Prioritäten und Ziele mit der Zeit zu tun?

Ziele sind Vorstellungen, die du zukünftig für dein Leben erreichen - also realisiert haben möchtest. Um dies zu ermöglichen, musst du in der Gegenwart in diesem Sinne handeln.

 

Prioritäten hingegen drücken aus, was dir aufgrund deines inneren Wertesystems (deiner Persönlichkeit verbunden mit deinem Ich-Gefühl) wichtig ist und was du demzufolge tatsächlich im JETZT tust.

 

Wenn du also möchtest, dass du ein Ziel erreichst, sollstest du dieses Ziel zur Priorität werden lassen.

 

Sprich: Du möchtest deinen Alltag nicht mehr als so stressig erleben. Also musst du schauen, was du heute tun kannst oder lassen solltest, damit es heute nicht stressig ist, verstanden? Gut. :-D

Wie entsteht Zeitmangel?

Es gibt zwei Gründe:

 

1. Oft passiert es, das dieser switch vom Ziel zur Priorität nicht passiert. Es fühlt sich zwar so an, als arbeitest du daraufhin, dass dein Alltag nicht mehr stressig ist, aber draufhin arbeiten ist eben etwas anderes, als jetzt schon so entspannt zu arbeiten. Das kann den Eindruck von Zeitmangel erzeugen.

 

Wodurch kommt das, fragst du dich?

 

Meistens wirst du nicht nur ein Ziel haben, sondern mehrere. So dass du eine Gewichtung vornehmen muss, also was willst du wann wie schnell zu Realität deines Lebens werden lassen und somit zur gelebten Priorität machen.

Das wiederum fällt dir um so schwerer, je mehr du denkst, dass du bestimmten Ansprüchen genügen musst.

 

Nehmen wir hier die Mutterrolle. Wenn du denkst, dass die Wohnung immer wie geleckt auszusehen hat,  und deine Kinder immer sofort durch dich alle Wünsche erfüllt bekommen müssen, wirst du die Schwierigkeit namens "schlechtes Gewissen" bekommen, wenn du auch noch für dein Bedürfnis nach Ruhe und Spannung einstehen möchtest.

 

2. Du bist so im Denkmodus, so dass dadurch Zeitmangel entsteht. Denn wer denkt, ist entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber eben nicht in der Gegenwart. Und dadurch kommt es dir dann vor, dass, wenn du mal deinen Kopf hebst, du feststellst, dass das Jahr schon wieder so fortgeschritten ist.

 

Bei beiden Gründen besteht die Möglichkeit, dass du unzufrieden, ausgelaugt und unglücklich wirst, denn es könnte der Tag kommen, an dem du entweder bereust, was du alles verpasst hast - zum Beispiel das Aufwachsen sehen deiner Kinder - oder dass du das Gefühl der Ohnmacht spürst, was noch extra zu Burnout und oder auch zur Depression führen kann.

Was hilft dir, um die Zeit langsamer verstreichen zu lassen?

Hast du ganz aufmerksam mitgelesen, sind dir vielleicht die möglichen Ansätze aufgefallen. :-D

  1.  Sei zu 100 Prozent in der Gegenwart. - Gern mittels meiner Atemübung aus dem oberen Abschnitt.
  2. Unterscheide zwischen Zielen und Prioritäten.
  3. Lebe deine bewusst gewählten Prioritäten.

Ich weiß, das hört sich leichter an als es getan ist. Doch, dass die Umsetzung schwer fällt, hat entweder mit der Macht der Gewohnheit, deinem schlechten Gewissen oder mit deinen Vorstellungen von einem schönen Leben zu tun. Ich stehe dir gern beratend zur Seite, wenn du die Umsetzung lieber mit Unterstützung angehen möchtest.

 

Herzlichst Cornelia

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