Kennst du das? Du bist im Gespräch und etwas sagst du oder machst du und sofort bekommst du eine Wertung dafür, durch die du dich nicht richtig verstanden fühlst?
Das kann überall passieren. Auf Arbeit, in der Beziehung, in der Schule, zwischen Eltern und Kindern und auch in Therapien und Coachings. Ich möchte dem in diesem Beitrag auf den Grund gehen, damit du verstehst, dass es möglicherweise nicht mutwillig passiert, dass du in einer Schublade landest. Und auch damit du sehen kannst, was für ein Potenzial solch eine Bwertungssituation für dich und dein Gegenüber hat.
Woher kommt die Wertung?
Im Miteinander nehmen wir uns leider nicht so die Zeit, um uns wirklich auf einander einzulassen.
Damit meine ich, dass man im allgemeinen dazu neigt, eine Momentaufnahme als "Ja, kenne ich. kommt mir bekannt vor. Bedeutet dies und das. Dieser Mensch ist also so und so." zu kategorisieren.
Was dabei zu kurz kommt, ist die Fähigkeit des Zuhörens. (Über das Zuhören habe ich auch schon einen Blogbeitrag geschrieben.) Also das gedanklich still sein und einfach nur aufzunehmen, was der andere sagt oder tut. Du fragst dich, was das bringen soll? Nun meiste Zeit passiert es uns, dass wir alle reingehenden Reize selektieren - also wichtig für mich oder nicht - und interpretieren. "Was bedeutet es meinem Eindruck nach?" Dabei ist unsere Aufmerksamkeit nicht mehr voll und ganz bei unserem Gegenüber und missverstehen ihnen womöglich. Dazu kommt, dass wir nicht so sehr dazu neigen, unsere Gedanken, unsere Vorstellungen von den Dingen, von uns selbst und von anderen infrage zu stellen. Wir halten also für wahr oder echt, was die Selektion und Interpretation hergibt.
Desweiteren sind wir nicht geübt darin, so miteinander zu kommunizieren, dass es wertschätzend ist.
Das meine ich nicht abfällig oder im Sinne von, mir passiert das nie. Ganz im Gegenteil, auch mir passiert das und ich bin froh darüber, wenn ich von meinem Gegenüber Gegenwehr erfahre. Warum ich darüber froh bin, erzähle ich in einem späteren Abschnitt.
Die Wertung ergibt sich aus deiner kindlichen Prägung und ist damit abhängig, in welchem Umfeld du deine ersten Lebensjahre verbracht hast, was für einem Kulturkreis du angehörst. Also alles, was für dein klarkommen im Leben wichtig wurde. Deswegen ist es auch so normal, dass du oder dein Gegenüber so reagiert, wie ihr eben reagiert.
Was es braucht, damit du offen auf andere Menschen zu gehen kannst
Wir gehen jetzt mal vom Idealfall aus. Dann wäre es statt der Wertung normal, dass der andere eben zu annähernd 100% bei dir ist. Er hört dir zu, er lässt dich machen. Und fragt einfach nur nach, warum du etwas tust und was dich dazu bewogen hat genau so zu sprechen oder zu handeln. Das würde in dir ein Gefühl von Akzeptanz, Respekt, Wertschätzung hervorrufen, nicht wahr?
Weiterhin würdest du dein Tun nicht als Fehler oder als Mangel erleben, welches dir durch die fehlende Bewertung auch keine unschöne Emotion in dir auslösen könnte.
Und das hätte zur Folge, dass du dich nicht in einen "fight-or-flight" - Modus begibst, sondern einfach nur eine Erklärung nachschiebst.
Eine schöne Vorstellung nicht wahr?
Gern kannst du dir jedoch meinen Artikel zur Gewaltfreien Kommunikation durchlesen, um eine Idee zu bekommen, wie du dich der idealen Gesprächsführung annähern kannst.
Auch habe ich hier ein Interview mit Carl Rogers rausgesucht. Er meint hier, dass es darum geht, nicht nur auf die Worte, sondern auf die Bedeutung dahinter zu achten. Und dass es wichtig ist, dem anderen, so gut es geht, vorbehaltslos zu begegnen.
Wie du durch Selbstbewusstsein mit Bewertungen gut umgehen kannst
Nur kommt das halt nicht so oft vor. Sogar in Therapien und Coachings ist man nicht davor gefeit, dass man missverstanden wird, was dadurch zum Scheitern der Zusammenarbeit führen kann. Und ich möchte hier nicht sagen, dass man als Therapeut oder Coach in der Lage sein sollte, immer alles richtig einzutakten. Auch kommt es in solchen Sitzungen gern mal zur Übertragung seitens des Klienten/ Patienten. Was ich eingangs mit Wertung meinte. Genauer kannst du dir das hier in Wikipedia durchlesen. Aber was ungemein hilft, um solche Missverständnisse aufzuklären möchte ich dir jetzt mit an die Hand geben. Es sind Fragen, die dir helfen dein Bewusstsein über dich selbst zu erweitern:
- Du hast nun das Wissen, zumindest war dieser Artikel der Versuch dazu, dass du weißt, dass die Wertung nichts mit dir per se zu tun hat, sondern mit der Einschätzung deines Gegenüber, die durch die Prägungen verzehrt sind. (Übrigens, das trifft auch bei Einschätzungen zu, die du gut findest.)
- Dadurch, dass du eine Wertung bekommst, die dich bewegt, hast du die Möglichkeit zu fragen, was für ein Gefühl in dir hochkommt.
- Hast du das herausgefunden, kannst du dich weiter fragen, was das Gefühl dir vermittelt Das kann zum Beispiel Unsicherheit sein oder der Eindruck, nicht richtig gesehen zu werden.
- Jetzt kannst du dich fragen, wie du dich denn in der Situation siehst. Also ist das Gefühl aufgetreten, weil du dein Selbstbild touchiert siehst, welches du womöglich ablehnst oder für welches du sonst gerne bist.
- Und du kannst dich auch fragen, ob das durch die Wertung auftretende Gefühl dir suggeriert, dass du nicht bist, wer du gerne wärst und fühlst dich dabei entweder ertappt oder missverstanden?
- "Wie oft passiert dir genau solch eine Konstellation?", wäre nun der nächste Schritt.
- Und wie verhältst du dich dadurch für gewöhnlich?
Hast du all diese Fragen für dich klären können, kannst du deine kindlichen Prägungen gut sehen. Denn deine Prägungen sind ein mentales Konzept und stellen deine Persönlichkeitsstruktur dar. Die auch dir geholfen hat als Kleinkind die Form von Aufmerksamkeit zu erlangen, die dir irgendwann mal aus deiner kindlichen Perspektive heraus versagt blieb. Sie ist der Grund, warum du strebst oder versuchst zu vermeiden. Es ist okay, nur wenn es dir wehtut, weil du es als dein Sein ansiehst, leidest du und deutet daraufhin, dass dieses mentale Konstrukt über dich zu groß geworden ist. Was im übrigen auch ganz vielen Menschen passiert, eben weil wir uns einfach keine Zeit für das Hier und Jetzt nehmen, sondern gedanklich viel zu viel in der Vergangenheit oder in der Zukunft verweilen.
Hast du also all dies über dich herausgefunden kannst du dich fragen, ob es dir jetzt nützt, wenn du dich missverstanden siehst. Oder ob es "nur" der Vorstellung von dir eine Bestätigung gibt. Und ob es nicht an der Zeit ist, diese an den rechten Platz zu rücken, so dass es zwar da sein darf, aber dich nicht mehr belastet. Entscheidest du dich so, kannst du für dein Gegenüber da sein und ihn nun kennenlernen. Im Prinzip mit den selben Fragen, nur dass du sie stellst und nicht die Antworten lieferst;-) . Und du wirst sehen, so verstanden hat sich dein Gegenüber bestimmt noch nie.
Klingt alles erst einmal plausibel und einfach, nicht wahr? Doch in dem Moment, in dem du Wertung erfährst ist es natürlich nicht ganz so leit. Es braucht auf jeden Fall Übung. Und mit Achtsamkeit kannst du lernen, dich besser sehen zu können. Gern kannst du zum Reinkommen meine Meditations-Audio für 0 Euro nutzen.( Aus dem Newsletter kannst du dich mit einem Klick wieder entfernen.) Und stellst du fest, dass die Fragen nicht lösbar scheinen, dann stehe ich dir auch gern in einer Zusammenarbeit zur Seite. Schau dazu gern in meinem Kalender, wann der nächste Termin für ein kostenloses Erstgespräch möglich wäre.
Herzlichst Cornelia
PS: Und wie ich nun mit Gegenwehr umgehe? Nun, ich nehme auch die Fragen und gehe in mich, ob ich in meiner Einschätzung vorschnell war. Und wenn dem so war, fühle ich mich nicht schlecht, sondern hake es ab und bin stattdessen nun für den anderen präsenter. Also ich höre ihm nur noch zu, ohne das Gesagte oder Getane mit meinem Wertesystem abzugleichen. Und dann ist der Austausch für beide Seiten wieder konstruktiv, wertschätzend und auf Augenhöhe. Denn schläft mein Ego, hat auch das andere eine Chance sich wieder zurückzuziehen.
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